thyssenkrupp-Aktie deutlich höher: thyssenkrupp senkt wegen Nachfrageschwäche Umsatzprognose - Lichtblick Marine
So blieb die Nachfrage im Stahl- und Automotive-Geschäft sowie im Handel eher mau. Ein Lichtblick war das Marinegeschäft, das deutlich zulegte. Vor allem das Neugeschäft entwickelte sich stark, wie thyssenkrupp am Donnerstag in Essen mitteilte. Konzernchef Miguel López will die Sparte ausgliedern. Es werde weiter "mit Hochdruck" an dem Spin-off gearbeitet, "um das Geschäft angesichts des veränderten sicherheitspolitischen Umfelds bestmöglich für die Abarbeitung des hohen Auftragsbestands und des anhaltend hohen Kundeninteresses aufzustellen", sagte er bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen.
Der Umsatz von thyssenkrupp sank in den drei Monaten per Ende Dezember um vier Prozent auf 7,8 Milliarden Euro, was erheblich unter den Erwartungen lag. Neben der schwachen Nachfrage wirkten sich auch niedrigere Stahlpreise negativ aus. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern hingegen stieg von 84 Millionen auf 191 Millionen Euro und überraschte damit positiv. Dabei profitierte das Unternehmen vom laufenden Umstrukturierungsprogramm sowie niedrigeren Rohstoff- und Energiepreisen. Vor allem die Profitabilität des Stahlgeschäfts legte zu. Unter dem Strich verbuchte thyssenkrupp einen Verlust von 51 Millionen Euro und zeigte sich damit deutlich besser als im Vorjahresquartal, als auch wegen Abschreibungen ein Minus von 314 Millionen Euro anfiel.
Für das laufende Geschäftsjahr 2024/25 senkte thyssenkrupp wegen der schwachen Nachfrage seine Umsatzprognose und erwartet nun eine Spanne von minus drei bis 0 Prozent. Bislang war das Unternehmen von 0 bis plus drei Prozent ausgegangen. Die Ergebnisprognosen wurden hingegen bestätigt. Wegen Anzahlungen im Zusammenhang mit einer umfassenden Auftragserweiterung über vier U-Boote bei Marine Systems erhöhte thyssenkrupp seine Erwartungen beim von Analysten viel beachteten Mittelzufluss. Der Free Cashflow vor Fusionen und Zukäufen soll bis zu 300 Millionen Euro erreichen. Hier hatte das Unternehmen bislang einen Abfluss von 200 bis 400 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Analysten erwarteten bislang einen Mittelzufluss von 100 Millionen Euro.
Zukunft von thyssenkrupp-Stahl: Gibt es bald Verhandlungen?
Beim Stahlhersteller thyssenkrupp Steel kommt möglicherweise Bewegung in den festgefahrenen Streit zwischen Management und Arbeitnehmervertretern über den geplanten Kapazitäts- und Stellenabbau. Die Parteien würden sich in "Informationsaustauschrunden" unterhalten, um sich mit dieser Thematik zu beschäftigen, sagte thyssenkrupp-Finanzvorstand Jens Schulte bei der Vorstellung der Konzern-Quartalszahlen.
"Die Parteien werden dann entscheiden, wann sie von da aus in eine offizielle Verhandlung einsteigen", so Schulte. Man sei guter Dinge, dass die Parteien das vernünftig gemeinsam vorantreiben würden. In der Stahlsparte gilt die sogenannte Montanmitbestimmung, bei der Eigentümer und Arbeitnehmer im entscheidenden Aufsichtsrat gleich stark vertreten sind.
Selbstständige Stahlsparte und Stellenabbau
thyssenkrupp Steel ist Deutschlands größter Stahlhersteller und gehört zum Industriekonzern thyssenkrupp. In der Stahlsparte sind derzeit rund 27.000 Menschen beschäftigt. Die Sparte soll verselbstständigt werden. Geplant ist ein 50:50 Gemeinschaftsunternehmen mit dem tschechischen Energieunternehmen EPCG des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky, der bereits 20 Prozent hält.
Die Stahlsparte hatte Ende November Maßnahmen vorgestellt, mit denen das Unternehmen wieder wettbewerbsfähig werden soll. Sie sehen neben der Schließung eines Standortes mit rund 600 Beschäftigten einen deutlichen Kapazitätsabbau vor. Im Zuge dessen sollen insgesamt rund 5.000 Stellen bis 2030 wegfallen, möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen. Für weitere 6.000 Stellen sind Ausgliederungen oder Verkäufe geplant.
Die IG Metall hatte erklärt, über die Eckpunkte erst verhandeln zu wollen, wenn unter anderem betriebsbedingte Kündigungen und die Standortschließung ausgeschlossen sind.
IG Metall: Informationsrunden haben noch nicht stattgefunden
Die IG Metall erklärte auf dpa-Anfrage, dass das vorgelegte Eckpunktepapier viele Fragen offen lasse. "Darum hat die IG Metall in Gesprächen Informationen zu diesem Eckpunktepapier eingefordert und einen Vorschlag gemacht, wie diese Informationsrunden ablaufen könnten", sagte ein Sprecher. Diese Informationsrunden hätten aber noch nicht stattgefunden. "Verhandeln wird die IG Metall erst, wenn klar ist, dass die roten Linien, keine betriebsbedingten Kündigungen und keine Standortschließungen, nicht überschritten werden", betonte er.
Die Verhandlungen zwischen Management und Arbeitnehmern sind laut Schulte der "Dreh- und Angelpunkt" auch für die Gespräche mit Kretinsky über die geplante Aufstockung seines Anteils. "Denn diese Verhandlungen und deren Ergebnisse werden unseren neuen Businessplan (...) dann sozusagen umsetzen und Wirklichkeit werden lassen."
Insofern sei es auch so, "dass wir mit Herrn Kretinsky nähere Gespräche wieder führen werden, sobald diese Verhandlungen in einem fortgeschrittenen Stadium sind und dann auch absehbar ist, wie der Umsetzungshorizont ist, sodass er dann und wir alle auch eine gute belastbare Gesprächsbasis haben", sagte Schulte weiter.
Mit Kretinsky sei man in gutem Kontakt, betonte Schulte. "Die Verhandlungen werden mit ihm intensiver laufen, wenn wir die Verhandlungen zwischen dem Stahlvorstand und der IG Metall weitgehend abgeschlossen oder fortgeschritten haben. Das ist im Moment wirklich das Wichtigste und deswegen müssen wir da auch tatsächlich Gas geben."
thyssenkrupp zweistellig im Plus - Zahlen und Marine-Spinoff
Starke Geschäftszahlen haben die Aktien von thyssenkrupp am Donnerstag mit zeitweise prozentual zweistelligem Zuwachs auf den höchsten Stand seit Mai 2024 befördert. Für Fantasie sorgte auch die geplante Abspaltung der Sparte Marine Systems, die sich sehr gut entwickelte und ein Lichtblick ist.
Die Titel des Industriekonzerns gewannen via XETRA als einer der stärksten Werte im steigenden MDAX zeitweise 7,73 Prozent auf 4,88 Euro. Dabei gewichteten Marktteilnehmer die Anhebung der Prognose für den freien Barmittelfluss höher als die wegen einer schwachen Nachfrage gesenkten Umsatzziele. Ohnehin seien die vorherigen Erlös-Ziele unrealistisch gewesen, sagte Analyst Dominic O'Kane von JPMorgan. Ihr Jahresplus bauten die thyssenkrupp-Aktien mit dem Zuwachs am Donnerstag auf gut ein Viertel auf und zählen damit im MDax zum Favoritenkreis.
O'Kane lobte das starke erste Geschäftsquartal. Ergebnisse und Cashflow hätten die Erwartungen übertroffen. Vorauszahlungen von einer Milliarde Euro angesichts von vier Aufträgen für U-Boote hätten dies ermöglicht. Er betonte den Rekordauftragsbestand von über 16 Milliarden Euro für die Sparte Marine Systems. Der freie Cashflow vor Fusionen und Zukäufen soll nun bis zu 300 Millionen Euro erreichen. Hier hatte das Unternehmen bislang einen Abfluss von 200 bis 400 Millionen Euro in Aussicht gestellt.
Das Marinegeschäft will Konzernchef Miguel Lopez nun ausgliedern. Es werde weiter "mit Hochdruck" an dem Spin-off gearbeitet, "um das Geschäft angesichts des veränderten sicherheitspolitischen Umfelds bestmöglich für die Abarbeitung des hohen Auftragsbestands und des anhaltend hohen Kundeninteresses aufzustellen", sagte er.
ESSEN (dpa-AFX)
Bildquelle: Quinta / Shutterstock.com, thyssenkrupp AG