Heimarbeiter zufriedener? - Warum Homeoffice häufiger krank macht
Die zwei Gesichter des Homeoffice
Wer im Homeoffice arbeitet, erspart sich die Fahrten zur Arbeit und von der Arbeit zurück, kleine Haushaltsaufgaben lassen sich ebenfalls nebenbei erledigen. Zusätzlich rundet das autonome Arbeiten die Vorteile des Homeoffices ab, doch für die Psyche und den Körper kann es laut einer Studie der AOK auch negative Folgen haben und für mehr Stress im Alltag sorgen.
Laut einem Fehlzeitenreport der AOK aus dem Jahr 2019 arbeiteten bereits damals 40 Prozent der Beschäftigten regelmäßig im Homeoffice, also außerhalb der Unternehmenslogistik, dadurch sind sie von Geschäftszeiten und Standort unabhängig. Von diesen 40 Prozent arbeiteten knapp 50 Prozent in den eigenen vier Wänden. Neben den Vorteilen des Homeoffice ermittelte die Studie auch Nachteile und negative Einflüsse des selbstbestimmten Arbeitens.
So leiden Arbeitnehmer im Homeoffice häufiger unter psychischen Belastungen, als Arbeitnehmer, die ausschließlich am Arbeitsplatz ihrer Beschäftigung nachgehen.
Die richtige Balance ist im Homeoffice unabdinglich
Zur Datenerhebung wurden im Zuge der Studie ungefähr 2.000 Beschäftigte im Alter zwischen 16 und 65 Jahren befragt.
Helmut Schröder, Mitherausgeber des Fehlzeitenreports und stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO), kommentierte die Studie in einer Pressemitteilung: "Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, Schlafstörung. Wer viel im Homeoffice arbeitet, leidet häufiger unter solchen Problemen als andere Beschäftigte. Dennoch haben flexible Arbeitsbedingungen viele Vorteile. Wichtig ist, die Arbeitsbedingungen gesundheitsförderlich zu gestalten".
Stress im Homeoffice entsteht dadurch, dass viele Arbeitnehmer auch am Wochenende und am Abend arbeiten, wodurch soziale Kontakte oftmals zu kurz kommen, jeder siebte Arbeitnehmer im Homeoffice habe demnach private Unternehmungen aufgrund von Arbeit abgesagt. Zudem werden Heimarbeiter auch häufiger außerhalb der eingetragenen Arbeitszeiten kontaktiert. So berichtet jeder fünfte Heimarbeiter über berufliche E-Mails und Anrufe während der Freizeit. Dies hat zur Folge, dass Arbeitnehmer schlechter schlafen und mehr unter Stress stehen. Schlechte Laune oder gar Wut während der Arbeit seien weitreichende Folgen.
Hohe Arbeitszufriedenheit im Homeoffice
Dennoch berichtete die Studie von einer höheren Arbeitszufriedenheit bei Heimarbeitern, als bei Arbeitnehmern ohne Homeoffice-Option. Demnach überwiegen die Vorteile der Flexibilität und Selbstbestimmung die Nachteile.
Das Homeoffice lohnt sich außerdem nicht ausschließlich für den Arbeitnehmer, auch der Arbeitgeber profitiert, denn Heimarbeiter melden sich jährlich seltener krank, als andere Arbeitnehmer. Während der Heimarbeiter durchschnittlich acht Tage im Jahr aufgrund von Krankheit fehlt, sind es bei Nicht-Heimarbeitern zwölf Tage pro Jahr. Zudem könne ein Großteil der Beschäftigten im Homeoffice mehr Arbeit bewältigen und konzentrierter arbeiten.
Das Ergebnis der Studie stellt demnach heraus, dass das Homeoffice zwar zu mehr Stress, Unruhe und Belastung führt, aber die Vorteile der Autonomie und Selbstgestaltung überwiegen, wodurch Heimarbeiter im Schnitt zufriedener sind, als Arbeitnehmer im regulären Büro.
Henry Ely / Redaktion finanzen.net
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