TUI-Chef Ebel teilt aus: Warum er "allergisch auf den Begriff Work-Life-Balance" reagiert
• TUI-Chef Ebel kritisiert Work-Life-Balance
• Ebel möchte Rückbesinnung auf traditionelle Werte
• Forderung nach Änderung des Steuer- und Sozialsystems
"Ich reagiere inzwischen allergisch auf den Begriff Work-Life-Balance", sagte Ebel, der an der Spitze eines der größten deutschen Unternehmen steht, in einem kürzlich geführten Interview mit der Süddeutschen Zeitung und sorgte damit für einiges Aufsehen. Der Vorstandsvorsitzende forderte stattdessen eine Rückbesinnung auf eine stärkere Arbeitsethik.
Arbeit und Leben: Kein Gegensatz, sondern eine Einheit?
Ebel äußerte sich kritisch zu der aktuellen Haltung gegenüber Arbeit und Leistung in der Gesellschaft. Work und Life sollten nicht als gegensätzlich angesehen werden. Vielmehr gehe es darum, ein Bewusstsein zu schaffen, dass Arbeit und Leistung einen wichtigen Wert für die Gesellschaft haben. Aus seiner Sicht habe sich die Einstellung zur Arbeit in den letzten Jahren verändert - zu sehr sei der Fokus auf das persönliche Wohl und weniger auf die Bedeutung von Leistung und Beitrag zur Gesellschaft gerichtet.
Zwar räumte Ebel im Interview mit der Süddeutschen Zeitung ein, dass es viele Menschen gebe, die sehr viel und manchmal sogar zu viel arbeiten würden, doch er bemängelte, dass auch eine Gruppe existiere, die ihrer Arbeit nicht genug Wert beimesse. Diese Ungleichgewichte müsse die Gesellschaft in den Griff bekommen.
Rückbesinnung auf traditionelle Werte
In seiner Kritik an der heutigen Arbeitskultur spricht Ebel von einer "protestantischen Arbeitsethik", die er wieder stärker in der Gesellschaft verankern möchte. Diese ethischen Grundsätze, die harte Arbeit und Fleiß als Tugenden hochhalten, seien heute nicht mehr selbstverständlich. Ebel findet, man müsse sich einen hohen Lebensstandard verdienen.
In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und einer steigenden Zahl von Krisen müsse Deutschland als Gesellschaft eine neue Arbeitskultur entwickeln, die sowohl die Anforderungen des Marktes als auch die Notwendigkeit einer stabilen sozialen Absicherung berücksichtige.
TUI-Chef fordert: Strukturelle Änderungen im Steuer- und Sozialsystem
Neben einer Änderung der Arbeitskultur fordert Ebel auch strukturelle Änderungen im Steuer- und Sozialsystem. Eine Steuerreform sei nötig, die das System für alle Einkommensgruppen einfacher und transparenter gestalte. Dabei müsse der Fokus auf der Entlastung der unteren und mittleren Einkommensklassen liegen. Der TUI-Chef betonte, dass er bereit sei, mehr Steuern zu zahlen - für ihn seien jedoch nicht die Prozentsätze entscheidend, sondern die Wirkung des Systems. Es müsse sichergestellt werden, dass Leistung sich in allen Einkommensklassen wieder lohne und Sozialleistungen gezielt an die wirklich Bedürftigen gehen würden.
Darüber hinaus sieht Ebel eine dringende Notwendigkeit für eine stärkere Technologieoffenheit, um mit internationalen Entwicklungen Schritt zu halten. Auch die Investitionsquote müsse wieder über den Abschreibungen liegen, um die wirtschaftliche Basis des Landes zu sichern. Nur so könne Deutschland langfristig seinen hohen Lebensstandard aufrechterhalten.
Redaktion finanzen.net
Bildquelle: Dafinchi / Shutterstock.com, Rüdiger Nehmzow/TUI