Aktien von AMD, Broadcom & Co. im Abwärtssog: Trumps neue US-Chip-Exportregeln belasten
• US-Chipbranche unter Druck
• ASML mit enttäuschenden Zahlen
• NVIDIA warnt im Zusammenhang mit neuen Exportbeschränkungen vor Milliardenbelastungen
Der US-Chipsektor muss am Mittwoch deutliche Einbußen verkraften. Gleich mehrere Faktoren lasten auf den US-Chipherstellern AMD, Broadcom und weiteren.
Zum einen hat der niederländische Chipriese ASML zur Wochenmitte Zahlen vorgelegt, die bei Anlegern für lange Gesichter sorgen. So warnte der Halbleiterhersteller davor, dass die erratische Zollpolitik Trumps für mehr Unsicherheit mit Blick auf das wirtschaftliche Umfeld sorge und die Situation deshalb auch noch länger dynamisch bleibe. Dennoch wurden die Ziele für das laufende Jahr bekräftigt.
Wie JPMorgan-Analyst Sandeep Deshpande schätzt, sei auch der schwache Auftragseingang für die negative Marktreaktion verantwortlich, weil dieser unter den Vorabschätzungen liege.
NVIDIA warnt im Zusammenhang mit neuen Exportbeschränkungen vor Milliardenbelastungen
Doch das ist nicht alles, was den Chipsektor belastet. Zugleich hat Chipdesigner und KI-Platzhirsch NVIDIA am Mittwoch vor Einbußen in Milliardenhöhe gewarnt. Konkret käme es im Zusammenhang mit Lagerbeständen und Kaufzusagen zu Belastungen in Höhe von 5,5 Milliarden US-Dollar. Hintergrund ist die neue Handelspolitik der Trump-Regierung, die neue Exportbeschränkungen für US-Chipsysteme vorsieht. So habe es zwar schon unter der Biden-Administration Hürden für die Auslieferung von Hochleistungschips außerhalb den USA - insbesondere nach China - gegeben, wegen der neuen Exportregeln könne NVIDIA aber nicht mal mehr eine langsamere Version seines Chips, den H20, in die Volksrepublik liefern.
NVIDIA ist nicht der einzige Chiparchitekt, der unter den neuen Exportbeschränkungen leidet. Auch AMD muss für die Auslieferung seines MI308-Chips sowie für Äquivalente nun bis auf unbestimmte Zeit eine Lizensierung durch die US-Regierung beantragen. AMD bezifferte die mit den US-Exportkontrollen nach China verbundenen Kosten auf bis zu 800 Millionen Dollar. Das Unternehmen sagte, es werde sich um Lizenzen für den Export an Kunden in China bemühen, könne aber nicht sicher sein, dass es diese erhalten werde.
So bewegen sich die Aktien von AMD, Broadcom & Co.
Dies lastete auf der AMD-Aktie, die an der NASDAQ letztlich 7,35 Prozent auf 88,299 US-Dollar verlor. Auch andere Chiphersteller sanken deutlich: Das Broadcom-Papier fiel um 2,43 Prozent auf 174,61 US-Dollar, Micron Technology um 2,41 Prozent auf 69,33 US-Dollar und Marvell Technology um 2,61 Prozent auf 51,93 US-Dollar. Die Papiere von Applied Materials fielen unterdessen um 4,99 Prozent auf 138,19 US-Dollar.
"Die Warnung des KI-Chip-Champions NVIDIA, dass das Unternehmen durch die verschärften US-Exportkontrollen nach China mit einem Verlust von 5,5 Milliarden Dollar rechnen muss, ist ein neues Kapitel im eskalierenden Schlagabtausch zwischen Washington und Peking", kommentiert AJ Bell-Investment Director Russ Mould gegenüber Barron’s.
"Die verschärften Vorschriften der US-Regierung für NVIDIA können als Teil des laufenden Handelskriegs zwischen den USA und China gesehen werden", sagte Tomo Kinoshita, globaler Marktstratege bei Invesco Asset Management. Es handele sich jedoch auch um eine Politik, die von der Sorge über Chinas Aufstieg im Elektroniksektor angetrieben werde. Insofern könnte diese Politik wahrscheinlich dauerhaft verfolgt werden.
Analyst Timothy Arcuri von der Großbank UBS hielt gleichwohl an seiner Kaufempfehlung für die NVIDIA-Papiere fest. Sein Kursziel von 185 Dollar liegt deutlich über dem erst im Januar erreichten Rekordhoch von gut 153 Dollar.
Die neuen Lieferbeschränkungen für H20-Chips nach China und andere Embargo-Staaten wie Russland kämen zwar einem Bann gleich, schrieb Arcuri. Größere Auswirkungen sieht er allerdings nicht. Würden die H20 komplett aus seinen Schätzungen gestrichen, sänke die Ergebnisschätzung für NVIDIA um 0,20 Dollar.
Es bleibt abzuwarten, ob die Trump-Regierung an ihrer neuen Regelung festhält.
Redaktion finanzen.net mit Material von dpa-AFX
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